Weltordnung im Wandel

In verschiedenen Regionen der Welt finden relevante Vorgänge statt, die geeignet sind, die vorherrschende Weltordnung deutlich zu verändern. 

China wird seinen Anspruch auf den Status einer globalen Supermacht geltend machen, nämlich die Rolle des militärischen und wirtschaftlichen Beschützers der östlichen Hemisphäre. Zu den Zeichen der sich anbahnenden Wandlung gehört Chinas Antwort auf die letzten Raketen-Abschüsse durch Nordkorea - schon jetzt kommen aus dem Reich der Mitte eindeutige Signale, dass der Schlüssel zur Lösung des Nordkorea- Konflikts in Peking liegt. Der Rest der Welt wird Chinas Bedingungen für die Beilegung des Konflikts zu akzeptieren haben und dadurch China als globale Supermacht anerkennen. 

Die neue Weltordnung wird für China nicht nur die Bedeutung eines globalen Status haben, sondern auch die Formierung einer neuen Bewegung mit Neu Dehli, Teheran und einer Anzahl von afrikanischen und lateinamerikanischen Staaten mit neu entstehenden regionalen Zentren. Diese Weltordnung wird sich fundamental von der um die USA zentrierten Welt unterscheiden, in der wir seit Jahrzehnten leben. 

China wird sich nicht nur als politische und militärische Macht durchsetzen, sondern eine Dominanz als wirtschaftliche Supermacht anstreben. Sie wird nicht mehr nur die „Fabrik der Welt“ sein, sondern größter Produzent aller Arten von Industriegütern und diese ohne Rücksicht auf Patente oder sonstiger Rechte Dritter in aller Welt anbieten. Gleichzeitig ist China schon heute zum größten Besitzer von Welt-Währungsreserven (> 1 Billion US-Dollar) aufgestiegen und damit Hauptfinanzier des amerikanischen Handelsdefizits. Die implizite Möglichkeit der Wechselkursbeeinflussung ist offensichtlich. 

Der Iran gefällt sich in seiner Rolle, die USA im Rahmen der atomaren Aufrüstung ein um das andere Mal zu düpieren. Die UNO-Sanktionen werden ins Leere laufen - Lieferanten für notwendige Technologien gibt es genügend. Ungeachtet dessen hat sich Peking durch Abschluß langfristiger Lieferverträge mit Teheran einen wesentlichen Teil der iranischen Ölreserven gesichert. 

Die frühere Großmacht Russland ist in einer schwierigen Situation, da die asiatischen Wachstumsraten nicht erzielbar sind und die östlich des Baikal gelegenen Landesteile sich mehr nach China denn nach Moskau orientieren. Russland beschreitet derzeit den aus seiner Sicht einzig gangbaren Weg und versucht sich die Kontrolle über die schon teilweise privatisierte Energiewirtschaft mit allen Mitteln zurück zu erobern. Das dabei der Ruf als verläßlicher Geschäftspartner auf der Strecke bleibt, wird den Kreml in seiner Not nicht stören. 

Die Anfang der 90er Jahre entstandene Schicht der milliardenschweren Oligarchen setzt die von Moskau vorgegebene Politik über ihre international agierenden Konglomerate um. Sicherung der Gas- und Ölfelder, Einflussnahme auf Infrastruktur und internationale Transportwege in wirtschaftlich abhängigen GUS-Staaten und die Gewinnung von direkten Endverbraucher-Zugängen in Europa und Asien gehören zur Tagesordnung. Die Chance, das dies auch in Deutschland gelingt, ist bei der chronischen Finanzmisere unserer Kommunen nicht gering. Es gibt noch Stadtwerke zu verkaufen. 

Aber nicht nur Energie, auch Anteile an branchenfremden Weltmarktführern ( Maschinenbau, Luxuslabels, Immobilien ) sind interessant, um sich Einfluß und diversifizierte Erträge in hoch entwickelten Staaten zu sichern. 

Wie lange wird es dauern, bis sich die noch führenden Wirtschäftsmächte in Europa und USA ihrer zukünftigen Abhängigkeit bewusst werden? 

Dezember 2006 / uh