Wenn man die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit aufmerksam verfolgt, stellt sich zunehmend die Frage, welche Auswirkungen die
Entwicklungen auf unsere Zukunft haben. Dies gilt nicht nur für die weltweite Finanzkrise und die geopolitischen Verschiebungen der Machtverhältnisse, die aktuell die Schlagzeilen beherrschen,
sondern leider auch für bedenkliche nationale Weichenstellungen.
Weltweite Verwerfungen an den Finanzmärkten
Zunächst zu den Turbulenzen an den Finanzmärkten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt mittlerweile das Ausmaß der
Ausfallrisiken auf fast 1.000 Mrd. US-Dollar. Die Banken haben zwischenzeitlich Abschreibungen von rd. 230 Mrd. USD bekannt gegeben; falls die IWF-Zahlen auch nur ansatzweise zutreffen, bedeutet
dies, dass noch ein weiter Weg zu gehen ist.
Die globale Finanzkrise geht in die nächste Runde. Es geht längst nicht mehr nur um Subprime-Hypotheken in Amerika, auch andere
Kapitalmarktprodukte sind inzwischen betroffen. Durch Forderungen nach zusätzlichen Sicherheiten werden die Finanzinstitutionen gezwungen, Wertpapiere zu verkaufen, für die sich kein
realistischer Marktpreis erzielen lässt. Weitere Abschreibungen sind die Folge. Im Zentrum der Sorgen stehen die Folgen des immensen Leverage an den Kreditmärkten und die Angst vor einem
unkontrollierten Ausverkauf. Die Banken leiden nicht mehr nur unter Liquiditätsengpässen (hier stellen die Notenbanken viel kurzfristiges Geld bereit). Bei einigen Häusern wird die Kapitaldecke
knapp. Dies wiederum bedeutet, dass viele namenlose, aber auch einige namhafte Banken die Krise nicht überleben werden.
Die Schwierigkeiten der Geldinstitute entzieht der Realwirtschaft ihre Lebensgrundlage: den Kredit. Die Konjunkturabschwächung
in den USA ist erst der Anfang und war vorhersehbar. Fraglich ist nur, wie lange die Rezession dauern wird und wie stark Europa und Asien betroffen sein werden; abkoppeln können sie sich
jedenfalls nicht. Wenn mit General Electric selbst der größte Mischkonzern der Welt die Gewinnziele in Frage stellt (erstmals seit 25 Jahren), lässt sich der Ernst der Lage
erahnen.
Auch wenn die letzten Wochen am Aktienmarkt leichte Erholungen brachte und der nächste Kursaufschwung von interessierter Seite
schon wieder vorhergesagt wird - die Auswirkungen der Kreditverknappung sind in den Unternehmensbilanzen noch nicht sichtbar. Klar ist jedoch, dass das Gewinnwachstum, auf dem die Kursschätzungen
der Analysten basieren, so nicht mehr haltbar ist – Gewinnwarnungen werden nur noch eine Frage der Zeit sein. Seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass die Finanzkrise in 2010 abgearbeitet sein
könnte, die Bankenwelt wird danach aber anders aussehen. Vorschläge der Politik zur Verschärfung der Bankenaufsicht sind völlig ungeeignet, da die Politik nicht die geringste Ahnung von den
zukünftigen Finanzinnovationen hat und weitere Regularien nur zu mehr Bürokratie und steigenden Kosten führt.
Langfristig orientierten Anlegern bietet dieses Szenario jedoch auch Chancen. Viele Unternehmen wurden in Sippenhaft genommen
und weisen im Verhältnis zu ihrer Marktstellung attraktive Bewertungen auf. Die hier immer wieder angesprochene Strategie, die Situation über Zertifikate mit hohem Risikopuffer abzubilden, ist
nach wie vor die sinnvollste Handlungsalternative.
Gefahr steigender Agrarrohstoffkosten
Ein gravierendes Problem, mit dem sich die internationale Staatengemeinschaft auseinander zu setzen hat, ist die Steigerung der
globalen Inflation. Hier geht es insbesondere um die drastische Verteuerung von Lebensmittelpreisen und Energie. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen leidet mehr als eine Milliarde Menschen an
Lebensmittelknappheit.
Die Nahrungsmittelpreise sind erfahrungsgemäß nicht durch die Konjunkturentwicklung bestimmt, sondern durch das Angebot aus
Ernten und zunehmend steigender Nachfrage im Zuge sich ändernder Eßgewohnheiten in Asien bei gleichzeitig extrem tiefen Lagerbeständen. Einerseits wächst die Weltbevölkerung (hauptsächlich in
Asien) um ca. 75 Millionen Menschen jährlich, andererseits gehen große Agrarflächen durch Urbanisierung verloren. Die Produktivität kann zwar durch den gezielten Einsatz von Düngemitteln erhöht
werden, das Düngemittelangebot ist aber durch jahrzehntelang niedrige Investitionen der Düngemittelhersteller begrenzt. Verschärft wird die Agrarpreisexplosion durch die Nutzung zur Gewinnung von
Treibstoff (Bioethanol). Wenn man bedenkt, dass 1/3 der amerikanischen Maisernte für diese Zwecke genutzt wird und gleichzeitig zur Herstellung von 1 Liter Bioethanol 4000 Liter Wasser benötigt
werden, darf man die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Zweckentfremdung von Nahrungsmitteln und den daraus resultierenden sozialen Kosten durchaus stellen.
Mittlerweile werden die richtigen Ansätze diskutiert, die da lauten: Abschaffung der Subventionspolitik in der Landwirtschaft
der Industrieländer sowie Aufhebung der Zollschranken, um auch armen Ländern wettbewerbsfähige Verkaufschancen einzuräumen. Tendenziell ist jedoch mittelfristig keine Entspannung bei Agrarpreisen
zu erwarten.
Stichwort: Abgeltungssteuer
Die hiesigen Banken und Fondsgesellschaften haben seit einiger Zeit ihre Marketingmaschine angeworfen und überschwemmen den
Markt mit neuen Dachfonds (Lifecycle-Produkte, Marathon-Strategien etc.). Lassen Sie sich nicht in die Irre führen. Zunächst ist die Frage zu stellen, woher bei der Vielzahl von neuen Fonds (die
Rede ist von 700(!) neuen Dachfonds) die „guten“ Fondsmanager kommen sollen. Des weiteren weisen die meisten Produkte enorm hohe jährliche Verwaltungskosten auf, die die Rendite schmälern und
aufgrund der sinnvollerweise langen Haltedauer den Banken hohe Erträge in die Kassen spülen sollen.
Unter den seit Jahren etablierten Dachfonds gibt es einige hervorragend gemanagte Produkte, die alle Anforderungen abdecken.
Außer der Tatsache, dass sich verschiedene Häuser gern am großen Kuchen beteiligen wollen, gibt es für die neuen Produkte keinen Bedarf.
Im Übrigen verbietet es die aktuell undurchsichtige Marktsituation, nur aus steuerlichen Gründen neue Fondspositionen
aufzubauen. Dazu ist auch noch im letzten Quartal des Jahres Zeit, wenn sich der Nebel vielleicht etwas gelichtet hat. Die dann sinnvollen Handlungsalternativen werden wir rechtzeitig mit Ihnen
besprechen.
Die politischen Weichenstellungen führen zu Vermögensvernichtung
Nun zur Politik im Inland. Es ist mir schon seit einiger Zeit ein Anliegen, die Fakten einmal komprimiert zusammen zu
tragen.
Folgende bedenkliche Themen beherrschten die politischen Akzentuierung der letzten Zeit: Abschaffung des Bankgeheimnisses,
Kontenabfragen, Online-Durchsuchungen, Video-Überwachung, Erfassung und Speicherung von Autokennzeichen auf deutschen Strassen, Aufrüstung der Steuerfahndung, Unterstützung krimineller
Machenschaften durch Ankauf gestohlener Daten, Wahlbetrug, rückwirkende und verfassungswidrige Änderungen von Steuergesetzen, um nur die Auffälligsten zu nennen. Mangels durchsetzungsfähiger
Opposition hat bisher das Bundesverfassungsgericht die Politik immer wieder in die Schranken verweisen müssen.
Die Politik entfernt sich mit zunehmender Geschwindigkeit von der Gesellschaft und protegiert ihren Machterhalt. Eine sichtbare
Vernachlässigung der klassischen staatlichen Aufgaben steht einer nicht mehr zu bewältigenden und vor allem nicht mehr finanzierbaren Privilegienwirtschaft gegenüber. Zwingend notwendige Reformen
im Arbeits-, Gesundheits- und Steuerrecht gehen unter in parteipolitischen Streitereien, Polemik und Volksverdummungsstrategien. Landesparlamente in den Bundesländern sind nicht regierungsfähig,
da die zunehmende Zersplitterung der Gesellschaft zu Patt-Situation bei den Wahlen führt und Randgruppen in regierungsbeeinflussende Positionen hievt (siehe Hessen).
Die offensichtliche und unbestrittene Abnahme der Leistungsfähigkeit der öffentlichen Hand steht einer Zunahme der öffentlichen
Ausgaben gegenüber. Ökonomisch bedeutet dieser zunehmende Effizienzverlust staatlicher Leistungen (Staatsquote von mehr als 50% am Bruttosozialprodukt) den Weg ins finanzielle Desaster. Der Grund
dieses Leistungsverlustes liegt in der hoffnungslosen politischen Verstrickung in einen Umverteilungsprozess, bei welchem mittlerweile völlig unklar ist, wer am Ende an wen bezahlt und wer von
wem bezieht.
Rechtsstaat auf dem Prüfstand
Die medienwirksame (politisch gewollte) Ausschlachtung der Überführung eines Steuerhinterziehers und die anschließende
Generalverdächtigung von Unternehmern und Managern verfolgten lediglich das Ziel, Teile unserer Gesellschaft wahltaktisch in unverantwortlicher Weise aufzuwiegeln (O-Ton des SPD-Generalsekretärs:
„Die neuen Asozialen“). Martialische Aussagen wie „Die Schlinge zieht sich zu“ zeigt welch Geistes Kind manche Politiker sind. Der Bürger im Würgegriff des Staates.
Dass deutsche Behörden gestohlenes Material mit Steuergeldern kauften, kann das Verhältnis des Bürgers zum Staat erheblich
belasten. Hier wird vom Rechtsstaat selbst der fatale Eindruck erweckt, jedes Mittel sei recht, solange der Finanzminister mehr Geld in die Kasse bekommt, als die Hehlerware kostet. Nebenbei sei
erwähnt, dass eine solche Verhaltensweise in unserem Rechtsstaat nicht zulässig ist.
Die Fakten der Fehlentwicklung: Die Privilegienwirtschaft hat mittlerweile dazu geführt, dass 60% der Bevölkerung direkt oder
indirekt vom Staat leben: Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose, Rentner, Bergbau, Land- und Forstwirtschaft, weitere subventionierte Industriezweige, Politiker, Parteifunktionäre und
selbstverständlich der ganze Beamtenapparat und seine Pensionäre. Finanziert wird die gigantische Umverteilungsmaschinerie von den oben Gescholtenen: 10% der am besten verdienenden
Steuerpflichtigen bestreiten 55% der Einkommenssteuereinnahmen, während die unteren 50% (!) lediglich zu 5% der Steuereinnahmen beitragen. Der untere Mittelstand wird zudem mit hohen
Sozialabgaben und steigenden Verbrauchssteuern konfrontiert, der zu sinkenden Realeinkommen führt. Folglich macht die Schattenwirtschaft mittlerweile 1/6 der deutschen Wertschöpfung
aus.
Die Politiker sind durch die Gestaltung der Steuergesetze an dem beteiligt, was die Finanzwissenschaft "Steuermoral" nennt. In
jedem Wirtschaftsstudium werden die Folgen überhöhter Steuersätze oder undurchsichtiger Abgabenordnungen diskutiert. Nicht weil Steuerflucht legitimiert werden soll, sondern weil die Erfahrung
lehrt, dass das Überdrehen der Steuerschraube beim Bürger zur Suche nach Auswegen führt. 90% (!)der weltweiten Literatur zu Steuergesetzen befasst sich mit dem deutschen Steuerrecht. Die
Akzeptanz in der Bevölkerung liegt nahe dem Nullpunkt, da die Steuerlast absolut viel zu hoch und die Art der Erhebung ein unglaublich aufwändiger Prozess ist, der allein schon einen erheblichen
Teil der Steuereinnahmen verschlingt.
Auch wenn sich in der Politik derzeit keine integre Persönlichkeit mit Durchsetzungsvermögen und Charisma anbietet, wäre aber
eine hohe Wahlbeteiligung eine erste Hilfe, um das Aufkommen von Splitterparteien zu begrenzen und neben einer handlungsfähigen Regierung eine Opposition zu schaffen, die die Regierung
kontrolliert. Die aktuell vorherrschende Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners ( oder anders ausgedrückt: des größten gemeinsamen Brei`s) darf ab 2009 nicht weiter die Geschicke unseres
Landes bestimmen.
Deutschland hat leider in 2005 die historische Chance auf ein einfaches und gerechtes Steuersystem vertan, als der als
Finanzminister vorgesehene Prof. Paul Kirchhof in einer beispiellosen Lügenkampagne des damaligen politischen Gegners weggemobbt wurde. Es ist nunmehr extrem wichtig, eine demokratische Mehrheit
zum Masshalten zu finden. Die steigende Staatsverschuldung bei gleichzeitig alternder Bevölkerung wird ohne konsequentes Gegensteuern und Reduzierung der Staatsquote mittel- bis langfristig zu
einem signifikanten Abschmelzen der privaten Vermögenswerte führen. Ein solches Erbe kann man seinen Kindern nicht wissentlich hinterlassen.
Die Handlungen und Beweggründe der vermeintlichen Volksvertreter sollten zukünftig genau beobachtet und kommentiert werden.
Zunehmende Einschränkung und Überwachung der Bürger bei gleichzeitiger Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien und der sich abzeichnende weitere Zugriff auf Privatvermögen kann so nicht weiter
toleriert werden.
uh - 4/2008