Beyond the Obvious

Die Welt gerät aus den Fugen

Die These, dass die heutige Welt sich rasant verändert, ist wahrlich nicht neu. Jüngere Entwicklungen in den Bereichen der Geopolitik, Wirtschaft, Informationstechnologien und sozialen Netzwerke sind jedoch geeignet, das gesellschaftliche Leben substanziell zu verändern. Man wird den Eindruck nicht los, dass die Vereinigten Staaten von Amerika seit etwa zwei Jahrzehnten einem Master-Plan folgen und eine Entwicklung orchestrieren, die darauf ausgerichtet ist, die sich anbahnende Stärke eines euro-asiatischen  Wirtschaftsraumes gezielt zu unterminieren oder mindestens zu kontrollieren.

Die Welt ist von einer Vielzahl regionaler Konflikte auf geopolitischer Ebene geprägt. Es hat sich eine Menge an Widersprüchen angesammelt und es lässt sich kein verlässliches Sicherheitsnetz erkennen, das uns vor diesen Konflikten schützt. Im Gegenteil: In der Weltpolitik hat die Zeit der Doppelzüngigkeit und des Verschweigens begonnen. Internationales Recht verliert zunehmend an Bedeutung bzw. wird der politischen Zweckmäßigkeit geopfert. Big Brother oder die NSA gibt Milliarden von Dollar dafür aus, der ganzen Welt nachzustellen und macht auch vor seinen politischen Verbündeten nicht halt. Die Meinungsbildung der Bevölkerung wird durch die totale Kontrolle der Massenmedien in die gewünschte Richtung gelenkt.

Wir erleben eine Einmischung der USA in nationale Souveränitäten und regionalen Konflikten immer dann, wenn Rohstoffinteressen berührt werden. Das üblicherweise hinterlassene Chaos ist der Nährboden von Terror. Daraus entstand auch die Terrororganisation Al-Kaida. Mit den Anschlägen in New York wuchs die Erkenntnis, dass man auch im fernen Amerika durchaus verwundbar ist. Als Reaktion folgten militärische Interventionen in Afghanistan, Irak und Libyen. In allen Ländern herrscht seitdem nacktes Chaos, sie sind zum Übungsplatz und Nährboden für Terroristen geworden.

 

Geopolitik im Nahen Osten wird Spuren hinterlassen

Das Ende des Golfkrieges hat im Irak ein Machtvakuum hinterlassen. Zehntausende Soldaten und Offiziere der ehemaligen Baath-Partei von Saddam Hussein waren von den USA vertrieben worden. Fortwährende Bombenanschläge von Splittergruppen bestimmten das Tagesgeschehen. Mit Beginn des Syrien-Krieges erkannten die ehemaligen Militärs ihre Chance und vereinten die mehr als tausend rebellierenden Splittergruppen im Irak und Syrien zu einer straffen und professionell geführten militärischen Organisation. Seitdem hinterlassen sie eine grausame und blutige Spur auf ihrem Ziel zu einem islamischen Staat.  Die Grenzen im Irak und in Syrien werden gerade neu gezeichnet.

Bei der Berichterstattung über den IS entsteht in den Massenmedien meist der Eindruck, dass es sich um einen auf den Nahen Osten begrenzten Konflikt handle. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich das ausgerufene Kalifat tatsächlich schnell über die bereits eroberten Gebiete in Syrien und im Irak ausdehnt. Aber die ideologische Verbreitung hingegen wird weit über den arabischen Raum hinausreichen. YouTube, Twitter oder Facebook sind exzellente Marketinginstrumente für die perversen Botschaften. Von Ostafrika bis nach Ostasien sind Tendenzen zu erkennen, dass ihre extremistische Weltanschauung durch die Propaganda wirksam „exportiert“ wird. Von Somalia über Indonesien und Malaysia bis hin zu den Philippinen ist eine Zunahme an radikal-islamistischen Dschihad-Kämpfern zu verzeichnen. Die Terrorgefahr ist zwischenzeitlich durch das Netzwerk an Sympathisanten auch in der
westlichen Welt angekommen. Die USA hat im Nahen Osten ein Pulverfass entzündet, dessen Wirkung es völlig falsch eingeschätzt hat. Heute werden täglich Milliarden an Militärkosten im wahrsten Sinne „verpulvert“, um die selbst geschaffenen Risiken wieder einzudämmen. Gleichzeitig wird Europa von Millionen von Kriegsflüchtlingen überschwemmt. „Oh, wie fern ist doch Amerika!“

 

Persönliche Sicherheit wird zu einem Thema

Im Rahmen meiner früheren Sparkassen-Vorstandstätigkeit hatte ich 1998 die Ehre, den geschätzten Herrn Peter Scholl-Latour als Gast begrüßen zu dürfen. In seinem damaligen Vortrag warnte er vor den Gefahren für ein von islamistischen Ländern umgebenes Europa. In der zunehmenden Anzahl von Zuwanderern mit islamistischem Migrationshintergrund und deren Aufnahme in europäischen Staaten sah er schon damals eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Kultur unserer Gesellschaft.
Heute, nur 16 Jahre später, ist seine Prophezeiung in unserem Straßenbild überall zu sehen. 

Der gerade aktuell veröffentlichte Migrationsbericht der Bundesregierung weist mittlerweile 16 Millionen Einwohner mit Migrationshintergrund in Deutschland aus, also ein Fünftel unserer Bevölkerung. Darin ist die derzeit große Welle an Zuwanderern aus den Krisengebieten in Syrien und Afrika noch nicht enthalten. Die politischen Parteien überschlagen sich geradezu in ihrem Eifer, die Integrationsbemühungen zu beschleunigen, obwohl den Kommunen und Gemeinden das Problem längst über den Kopf wächst. Trotz allem Verständnis für die Notwendigkeit, die humanitären Anstrengungen verstärken zu müssen, ist eine überstürzte Integration der falsche Weg. Das wäre für unser kleines Land logistisch, finanziell und vor allem kulturell nicht zu verkraften.

Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes leben derzeit rd. 7000 gewaltbereite Salafisten in Deutschland, Tendenz dramatisch steigend. Diese Gruppe ist offensichtlich sehr erfolgreich in der Rekrutierung und Radikalisierung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die sich bisher sozial nicht in unsere Gesellschaft einfügen konnten oder wollten. Die Gefahren liegen auf der Hand. Die Toleranz unserer Gesellschaft und die Strapazierfähigkeit der deutschen Gesetze werden derzeit medienwirksam getestet (Scharia-Polizei in Wuppertal, Salafisten-Aufmarsch in Celle, Anzeige gegen einen Kabarettisten wegen Volksverhetzung etc.). Anschließend werden unsere entbehrlichen Talkshows dazu benutzt, sich über die hysterische Reaktion der deutschen Bevölkerung lustig zu machen. Gleichzeitig zeigt sich, dass unser Rechtssystem in Bürokratie erstickt und von den genannten Gruppierungen gezielt für ihre Zwecke missbraucht wird.

Unsere Politiker schwimmen noch gemütlich und wohlgenährt an der Oberfläche, während sich unter 
Wasser eine gefährliche Entwicklung Bahn bricht. Ich habe die große Befürchtung, dass die Sicherheit der eigenen Familie in wenigen Jahren ein großes Thema werden wird, und zwar im gesamten Europa.
Die kritische Meinungsäußerung ist bei uns extrem gefährdet: Entweder wird sie von unserer Politik als fremdenfeindlich in die rechte Ecke verschoben oder von islamistischen Gruppierungen gezielt angegriffen. Mit „YouTube und Co.“ lassen sich die Botschaften in die Welt tragen und fallen dort auf fruchtbaren Boden, wo gesellschaftliche Verankerung und persönliche Perspektive am wenigsten ausgeprägt ist. Drohnen als Werkzeug gibt es schon für wenige Euro.

 

Das Armutszeugnis der EU im Ukraine-Konflikt

Was um Himmels Willen hat die europäischen Politiker geritten, als sie die Ukraine vor die Wahl stellte, sich entweder für eine EU-Assoziation (und dafür wurde die Opposition schon im Vorfeld mit etlichen Milliarden Dollar geschmiert) oder für die weitere Zollunion mit Russland zu entscheiden? Sie wissen es nicht? Ok, nächste Frage: Wer hat ein Interesse daran, NATO-Stützpunkte in den Vorgarten seines Intim-Feindes zu stellen? Ich vermute, jetzt wissen Sie es.

Über Jahrzehnte haben unsere früheren politischen Führungskräfte wie Brandt, Schmidt, Genscher und Kohl versucht, aus einem historisch schwierigen Verhältnis zu Russland eine einigermaßen zuverlässige
Basis für politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit und damit auch für dauerhaften Frieden zu etablieren. In mühevoller Kleinarbeit wurden nach dem 2. Weltkrieg wirksame Mechanismen der gegenseitigen Kontrolle und ebenbürtiger Gegengewichte aufgebaut. Momentan besteht eine große Gefahr, diese Mechanismen zu zerstören.

Was ist geschehen? In der Ukraine wurde eine legitim gewählte, aber EU-kritische Regierung aus dem Amt geputscht. Eine vom Westen finanzierte Opposition zettelte Demonstrationen an, die letztlich in bürgerkriegsähnliche Zustände mündete und in tödlichen Schießereien auf dem Maidan endete. Der gewählte Präsident wurde aus dem Amt vertrieben und eine sog. Übergangsregierung eingesetzt, bestehend aus eher zwielichten und bekannt rechtsradikalen Personen, die seitdem von der EU hofiert werden. Die westlichen Medien haben die tatsächlichen Vorgänge in Kiew in skandalöser Weise verzerrt. Selbst die ARD hat sich in den „Tagesthemen“ zu manipulierten Darstellungen über die angeblichen Bürgerbewegungen benutzen lassen, für die sie sich zwischenzeitlich entschuldigt hat.

Nochmal Scholl-Latour kurz vor seinem Tod: „Wir leben in einem Zeitalter der medialen Massenverblödung. Wenn Sie sich einmal anschauen, wie einseitig die hiesigen Medien über die Ereignisse in der Ukraine berichten, kann man nur von Desinformation im großen Stil sprechen.“

Im Grunde erleben wir gerade, wie Amerika vor unserer Haustür zündelt und die europäischen Völker in erhebliche Kriegsgefahr bringt. Die amerikanische Neigung zur verbalen und dann auch militärischen Eskalation, das Ausgrenzen, Angiften und Angreifen, hat sich nie bewährt. Alle Eingriffe – Korea, Vietnam, Irak und Afghanistan – gingen gründlich daneben. Jetzt wieder Nato-Einheiten an die polnische Grenze zu verlegen und über eine Bewaffnung der Ukraine nachzudenken ist eine Fortsetzung der diplomatischen Ideenlosigkeit und militärischen Diktatur. 

Die Reaktion Russlands war vorhersehbar und wurde bewusst provoziert, da es seine ureigensten Interessen auf der Krim schützen musste. Im Hafen von Sewastopol liegen die Schwarzmeerflotte sowie einige Atom-U-Boote. Als Hintergrund dazu muss man wissen, dass die Krim einen autonomen Sonderstatus innerhalb der Ukraine inne hat und von Russland einen fast dreistelligen Millionenbetrag pro Jahr als Pacht für die Nutzung des Hafens bekommt.

 

Wirtschaftssanktionen schaden Europa

 

Auf massiven Druck der USA wurde die EU genötigt, Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu verhängen, die mit Hinweis auf die Separationsbewegung in der Ost-Ukraine fortlaufend verschärft werden. Die Willfährigkeit der europäischen Politiker ist nicht nachzuvollziehen. Es geht weder um Demokratie noch um Menschenrechte. Die Wirtschaftssanktionen schaden uns allen. Nicht nur Russland ist betroffen, sondern auch ganz erheblich der europäische Mittelstand, der in einigen Branchen eng mit Russland vernetzt ist. Russland ist bekanntermaßen eine Energieweltmacht und zugleich ein industrielles Entwicklungsland. Hier müsste eine Politik des Ausgleichs und der gegenseitigen Interessen ansetzen. Frank-Walter Steinmeier hat das einmal „Modernisierungspartnerschaft“ genannt.

Amerika kann alles ganz gelassen beobachten, da der Handel mit Russland verschwindend gering ist. 
Aber es geht um Macht. Der fatale Abschuss des malayischen Linienflugzeuges wurde ohne Nachzudenken sofort Russland angehängt, ohne bis heute den geringsten Beweis dafür zu liefern. 
Die hysterischen Schuldzuweisungen der Medien kommentierte Gabor Steingard, Chefredakteur des Handelsblatts, wie folgt: „Die Sätze lesen sich wie geistige Einberufungsbescheide. Die Lehre Nummer Eins der Vergangenheit scheint vergessen: Kriege beginnen immer damit, dass man sie denkt.“

Im Gegenteil gehen die Indizien heute eher in ukrainische Richtungen. Die Perversion wäre perfekt, wenn sich herausstellt, dass das ukrainische Militär den Abschuss veranlasst hat. Nur werden wir das vermutlich nie erfahren.  Cui bono? – Wem nützt es?

 

Die Lunte ist gelegt

Die Ukraine-Krise kann sich schnell zu einem europäischen Flächenbrand entwickeln, der uns alle trifft. 
„Oh, wie fern ist doch Amerika!“, aber die Hampelmänner der EU hängen fest an den Fäden der amerikanischen Strippenzieher. Ein Militärkonflikt zwischen NATO und Russland würde Amerika in die Hände spielen, findet aber fatalerweise auf unserem Territorium statt. 

Putin hat kürzlich auf einem internationalen Diskussionsforum in einer viel beachteten Rede deutlich gemacht, dass er jederzeit zu Verhandlungen über politische Stabilität bereit sei, jedoch die amerikanischen Einschüchterungs- und Erpressungsversuche in seiner unmittelbaren Nachbarschaft keineswegs hinnehmen werde. 

Auch wenn ich sicherlich kein Putin-Fan bin, möchte ich ihn aus seiner o.g. Rede im Zusammenhang mit der geplanten EU-Assoziation der Ukraine zitieren:
„Wozu musste die Angelegenheit bis dahin gesteigert werden, dass es zu einem Staatsstreich kam, das Land ins Chaos gestürzt wurde, die Wirtschaft und der soziale Bereich zerrüttet wurden und ein Bürgerkrieg mit unzähligen Opfern begann? Wozu? Wenn ich meine Kollegen in der EU frage: Dann gibt es keine Antwort, niemand hat eine Antwort darauf. Alle zeigen Ratlosigkeit. Das ist halt so passiert. Ich habe ja schon davon gesprochen, der vormalige Präsident Janukowitsch hatte doch schon alles unterschrieben und war einverstanden. Wozu war es nötig, das noch zu tun? Was war der Sinn?“

Es wird höchste Zeit, dass der gesunde Menschenverstand wieder einsetzt. 
Wie blöd muss man eigentlich sein, einen Krieg vor der eigenen Haustür zu provozieren? Oder folgt doch alles einem geopolitischen Masterplan, bei dem Menschenleben sowieso nur eine untergeordnete Rolle spielen? Die Weltwirtschaft befindet sich in schlechter Verfassung. Die Staaten der westlichen Welt sind hoch verschuldet und die Konjunkturprognosen sind alles andere als rosig.

Die Notenbanken haben den Taktstock übernommen

Die meisten Menschen verstehen nicht viel von Notenbankpolitik. Es wäre aber wichtig. Von der Deutschen Bundesbank waren wir es gewöhnt, dass sie leise im Hintergrund agierte und sich ausschließlich um die Währungsstabilität der Deutschen Mark kümmerte. Einmischung der Politik hatte sie sich stets erfolgreich verbeten. „Notenbankpolitik muss langweilig sein, nur dann ist sie wirklich gut“.
Dieser Ausspruch eines ehemaligen Bundesbankers sagt eigentlich alles.

Spätestens seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 leben wir in einer Welt, in der die Politik der westlichen Industrienationen die Notenbanken (Fed, EZB, BoE, BoJ) dahingehend instrumentalisiert haben, das kollabierende Finanzsystem zu retten. Auf die Notenbanken ist seitdem viel Verantwortung und Macht delegiert worden. Die Akut-Rettung der Banken ist geglückt, die Staaten und damit die Bürger sind erledigt (Erklärung folgt). 

Spätestens hier wäre es für jeden wichtig, die Wirkung von Notenbankpolitik auf Zinsen, Währungen, Geldmenge und die über den Bankensektor mögliche wundersame Geldschöpfung (aus dem Nichts) zu verstehen. Denn hierin liegt die Ursache, warum jede Papierwährung irgendwann zu ihrem inneren Wert zurückkehrt, nämlich Null.

 

EZB wird zur Bad Bank

Dazu kommt in Europa noch das Euro-Experiment. Nachdem an den Kapitalmärkten lange auf ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone gewettet wurde, hat EZB-Präsident Mario Draghi im Sommer 2012 mit seiner Aussage, dass die EZB alles Notwendige tun werde, um den Euro zu retten (legendär mittlerweile: „whatever it takes“), den Märkten den Wind aus den Segeln genommen. Die Märkte haben sich von der Aussage tatsächlich beeindrucken lassen und die Eurokrise schien schlagartig beendet. 
Seit dem Ende des letzten Jahres ist die trügerische Ruhe jedoch vorbei, denn die fragile Konjunktur der Eurozone schwächte sich immer weiter ab, bei gleichzeitig rückläufiger Inflation. Einzelne Länder wie Italien steckten bereits in der Rezession. Panikartig wurden seit dem Sommer dieses Jahres von der EZB der Leitzins auf nunmehr 0,05%p.a.(!) gesenkt und die Bankeinlagen bei der EZB mit Negativzinsen bestraft. Parallel dazu wurde beschlossen, am Markt Staatsanleihen und Asset-backed Securities bis zu 1.000 Milliarden Euro aufzukaufen, also die Schrottpapiere, die die Finanzkrise verursacht haben. Gleichzeitig wurde expressis verbis verkündet, dass der Euro geschwächt werden soll. Eine schwache Währung war das Leben der Südländer vor dem Euro und führte über höhere Importpreise zu importierter Inflation, mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und weiterer Abwertung. 

Dabei lernt jeder Volkswirtschaftsstudent im 1. Semester: „Die Währung ist der Aktienkurs einer Volkswirtschaft.“ 

Die Wirkung ist an den Finanzmärkten abzulesen. Der Euro hat seit diesem Sommer mehr als 10% gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren. Nur der Yen war noch schwächer. Die EZB ist auf dem besten Weg zur Bad Bank. „Whatever it takes“.

 

Wie sind die Dinge einzuordnen?

Die Europäische Zentralbank ist die einzige funktionierende, europäische föderale Institution. Sie hat die notwendige Flexibilität, kurze Entscheidungswege und (theoretisch) unbegrenzte finanzielle Ressourcen. Sie wird von der Politik nur noch für eine einzige Aufgabe missbraucht, nämlich den Euro zu retten. Im Grunde genommen befindet sich die Wirtschafts- und Währungsunion seit 2010 im permanenten Krisenmodus, geprägt von Planwirtschaft und Sozialismus. 

EZB-Chef Draghi opfert ohne jegliche Skrupel das Vermögen der europäischen Bürger, und natürlich der deutschen Steuerzahler im Besonderen. Aber dazu später mehr. Wenn es nicht von derartig vielen Mandatsbrüchen begleitet wäre, müsste man der EZB eigentlich attestieren, einen guten Job gemacht zu haben. Sie hat den EU-Politikern Zeit erkauft. Zeit, die diese in ihrer Selbstgefälligkeit nicht genutzt haben.
Der gesunde Menschenverstand der Bürger ist durch die manipulierte Medienpolitik vollständig getrübt. Merkels Satz „Scheitert der Euro, scheitert Europa“, den sie wie ein Mantra monatelang in der Öffentlichkeit verbreitete, ist bis heute nicht vergessen. „Eine zuverlässige Methode, Menschen dazu zu bringen, falsche Aussagen zu glauben, ist häufiges Wiederholen, weil Vertrautheit sich nicht leicht von Wahrheit unterscheiden lässt“, so der israelisch-amerikanische Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman.
Die aktuelle Situation hat fatale Auswirkungen auf die Altersvorsorge der Bevölkerung. Eine Nullzinspolitik raubt dem Geld seinen Preis und damit seine Lenkungsfunktion. Die EZB hat alles getan, was mit Mitteln der Geldpolitik überhaupt möglich ist. Die Notenbank kann die Geldmenge nur nominal erhöhen. Der Geldschöpfungsprozess erfolgt, wie oben erwähnt, über die Geschäftsbanken, da sie ein Vielfaches der Einlagen wieder verleihen können. Aber dieser Transmissionsmechanismus funktioniert nicht, da die Firmen in Südeuropa keine Kredite von den Banken bekommen. 

Was soll eine Liquiditätsschwemme bewirken, die auf verkrustete Wirtschaftsstrukturen, ineffiziente Arbeitsmärkte und fehlendes Produktionspotenzial trifft? Es wäre dringend notwendig, dass die Politik endlich strukturelle Reformen umsetzt, die da heißen Steuersenkungen, Arbeitsmarktreformen und Infrastrukturinvestitionen, aber angesichts der von den Politikern angestachelten Verteilungskämpfe wird das wohl kaum passieren. Die Nullzinspolitik der EZB läuft ins Leere. 

Der Zug fährt weiter mit Vollgas auf die Wand zu. Wir wissen nur nicht, ob es in 3 Monaten oder erst in 6 Jahren kracht. Wir wissen nur, dass es krachen wird.

 

Deutschland nimmt Reformen zurück

Italien befindet sich seit 3 Jahren in der Rezession. Das Wachstum Frankreichs stagniert. Trotzdem steigen in diesen Ländern die Lohnstückkosten weiter an, d.h. die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert sich noch weiter. Seit in Deutschland die große Koalition ohne nennenswerte Opposition schalten und walten kann, wie sie will, verschlechtern sich die Standortbedingungen auch bei uns zusehends. Es ist sogar das einzige Land in Europa, das Reformmaßnahmen wieder zurücknimmt. Energiewende und Rentenreformgesetz sind nur 2 Beispiele für die Konzeptionslosigkeit. 

Aber der Wahnsinn hat ja Methode. Frau Nahles hatte schon eine Million Euro in ihre Werbekampagne für das Rentengesetz gesteckt, noch bevor der Schwachsinn überhaupt das Gesetzgebungsverfahren passierte. Stichwort: Demographische Falle. Japan lässt grüßen. Hier werden bereits mehr Windeln für Erwachsene als für Kinder verkauft.

Die fünf Wirtschaftsweisen haben in ihrem letzte Woche übergebenen Jahres-Wirtschaftsbericht die Maßnahmen der Bundesregierung auch ungewöhnlich scharf kritisiert. Die SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi hat den Bericht prompt abgekanzelt, da die Datenbasis nicht stimme. Ich finde es doch ziemlich beruhigend, dass unsere Politiker offensichtlich bessere Volkswirtschaftsdaten zur Verfügung haben als unsere Wirtschaftsprofessoren und das auch noch wissen, bevor sie den Bericht überhaupt gelesen haben. Chapeau, Madame.

 

Financial Repression

Zurück zur Makroanalyse. Wir hatten in früheren Analysen schon aufgezeigt, dass es nur wenige  Parameter gibt, die eine Verschuldungssituation reduzieren können:

  • Sparen
  • Wirtschaftswachstum
  • Schuldenschnitt
  • Inflation (Finanzielle Repression)

Wie schon seinerzeit dargelegt, ist der „Point of No Return“ längst überschritten und keine der obigen Möglichkeiten lässt sich noch ohne erhebliche Verwerfungen umsetzen. Wirtschaftswachstum wäre die adäquate Lösung, scheidet aber aufgrund fehlender Wettbewerbsfähigkeit und alternder Bevölkerung aus. 

Die Politik versucht sich weiter durchzumogeln und geht via Notenbanken den Weg der finanziellen Repression, um mit Nullzinsen, Gelddrucken und Währungsabwertung die Inflation anzuheizen. Inflation wäre ein eleganter Weg, sich seiner Schulden zu entledigen, aber um welchen Preis? 
Das Altersvorsorgesystem und das Privatvermögen der Bürger wären zerstört. Die Alternativen sind allerdings nicht besser.

 

IWF bringt Vermögensabgabe ins Spiel

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Zürich hat im September 2011 eine Studie erstellen lassen, welche Konsequenzen sich durch den erheblichen Schuldenaufbau aufgrund eines 25-jährigen, kreditfinanzierten Wirtschaftswachstums für die westlichen Industrieländer ergeben. Die obigen Punkte wurden analysiert und alle als wirtschaftlich nicht mehr umsetzbar verworfen. 

Denn nicht nur die Staaten, sondern auch Unternehmen und Privathaushalte leiden unter zu hohen Schulden. Der Euro hindert die Südländer daran, ihre Währung abzuwerten und auf diesem Wege wieder wettbewerbsfähig zu werden. Innerhalb des Euros ließe sich dies nur über eine „innere Abwertung“ wie Lohnkürzungen, Deflation, Arbeitsmarktreformen erreichen, mit allen negativen Begleiterscheinungen wie tiefe Rezession, hoher Arbeitslosigkeit und sozialen Unruhen. 
Davor schrecken die Politiker in Südeuropa (menschlich verständlich) zurück. Ergebnis: Es gibt keine „normale“ Lösung mehr, solange man an dem Politprojekt „Euro“ festhält. 

Die BIZ hat in Ihrer Studie festgestellt, dass unter Berücksichtigung der obigen Erkenntnisse, die Politiker dann nur noch einen harten Schuldenschnitt als unausweichlich in Erwägung ziehen könnten. 
Nach ihrer Berechnung wäre eine ausgewogene Verschuldungssituation erreicht, wenn die Schuldenquote von Staaten, Unternehmen und Privathaushalten nicht größer als jeweils 60% des Bruttosozialproduktes wären. Dem liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass die westlichen Industriestaaten (USA, Europa, GB, Japan) im Durchschnitt mit aggregiert (Staat, Unternehmen, Private) rd. 260% zum BSP verschuldet sind und sich aus eigener Kraft auch nicht mehr entschulden können. Die alternde Bevölkerung in Europa und Japan lässt die Schuldenspirale sogar noch schneller wachsen.

Schaubild 1

Um diesen Schuldenschnitt effektiv und nicht nur buchhalterisch durchzuführen, müssten sämtliche Schulden einzeln quotal gekappt werden (Staatsanleihen, Unternehmenskredite, private Hypothekenschulden etc.), um einen wirtschaftlichen Neustart zu ermöglichen. Die zwischenzeitliche Rekapitalisierung müsste über die European Financial Stabilty Facility (EFSF) erfolgen, die auch den Lead in der gesamten Transaktion inne hätte. Banken und Versicherungen wären (zumindest die meisten) aufgrund der notwendigen Wertberichtigungen pleite, da die Korrekturen das Eigenkapital weit übersteigen würden. Aktionäre und Einlagenkunden wären die Dummen. Eine Verstaatlichung und spätere Reprivatisierung wären die Folge.

Der deutsche Steuerzahler haftet für Europa

Die noch nicht beantwortete Frage ist die Refinanzierung. Und hier hat der IWF in 2013, basierend auf der Untersuchung der BIZ, eine einmalige Vermögensabgabe von 10% des Privatvermögens ins Spiel gebracht, ohne weitere Details zu nennen. Erstaunlicherweise hat es zu keinem Aufschrei der Bevölkerung geführt. Vermutlich, weil keiner den Ernst der Lage erkennt. Hier wurde ein Testballon gestartet, um zu sehen, wie die Bevölkerung reagiert.

Bezogen auf die Eurozone würde ein solcher Schuldenschnitt eine Reduktion von rd. 6,1 Billionen Euro erfordern. Wie Sie dem Schaubild 2 entnehmen können, wäre der deutsche Steuerzahler mit € 523 Mrd. betroffen, was 11% des privaten Geldvermögens (ohne Immobilien) entspräche. Dummerweise sieht es in anderen EU-Ländern anders aus. In Irland reicht dafür das gesamte Privatvermögen nicht aus. 

Die Politiker werden sehr schnell den übergeordneten Kontext bei der Restrukturierung der Euro-Zone betonen und eine länderübergreifende, EU-harmonisierte Vermögensabgabe fordern. Nach den obigen Zahlen hieße dies eine Vermögenssteuer von einmalig 34%, also eine Enteignung des EU-Bürgers in Höhe von einem Drittel seines liquiden Vermögens. Der deutsche Steuerzahler haftet statt mit „nur“  523 Mrd. Euro dann mit rd. 1.700 Milliarden Euro, also 1.200 Mrd. Euro mehr allein für die Rettung der übrigen EU-Staaten. 

Schaubild 2

Bei der Berechnung der Vermögensabgabe müssen neben dem liquiden Vermögen auch Immobilien und Unternehmenswerte berücksichtigt werden, um eine effektive Belastung der Leistungsinhaber zu gewährleisten. Es wird spannend werden, wie die Politik die gebundenen Vermögen bewerten und liquiditätsmäßig belasten will. Um die soziale Akzeptanz weiter Teile der Bevölkerung zu sichern, wird vermutlich eine Vermögensuntergrenze von € 100.000,-- nicht angetastet, sodass die unteren Vermögensschichten und damit ein Großteil der Wähler nicht betroffen sind. Der Beifall der staatlichen Transferleistungsempfänger dürfte der Politik sicher sein. Umverteilung via Vermögenssteuer war schon immer ein Lieblingsthema der Sozialisten und Kommunisten. 

Euro sei Dank, fangen Sie schon mal an zu rechnen. There will be no place to hide.

 

Nullzinsen bis mindestens 2018

Als Anleger braucht man mittlerweile 2 Dinge: Ein Mikroskop und ein Fernglass. Das Mikroskop, um den Zinskupon zu finden, das Fernglas, um das Laufzeitende zu sehen. 

10-jährige Bundesanleihen verzinsen sich momentan mit 0,78% p.a., Tages- und Festgeldkonten liegen meist unter 0,5% p.a.. Erste Institute denken über Strafzinsen nach. Der Bankkunde wird spätestens dann sein Geld abheben, wenn der Strafzins höher als die Schließfachgebühr der Bank ist. Deutsche Anleger halten derzeit rd. 2.100 Mrd. Euro an Bankeinlagen, davon 1.200 Mrd. in Sichteinlagen. Dazu kommen rd. 1.600 Mrd. Anlagen in Lebensversicherungen und nur € 300 Mio. in Aktien, d.h. nur ca. 6% des liquiden Vermögens.

Kein Wunder, wenn sich ein Großteil unserer Politiker in Talkshows damit brüstet, keine Aktien zu besitzen, um ruhig schlafen zu können. Manche dieser Leute sind so dämlich, dass sie die Schweine beißen müssten. Wie kann man als vermeintlicher Volksvertreter davon abraten, in die heimische oder globale Wertschöpfungskette zu investieren, von der wir alle leben. Außer natürlich unsere Volksvertreter – die leben von unserem Geld und beteiligen sich gern, wenn wir erfolgreich Kapitalerträge erzielen.

Apropos Bankeinlagen: Sie sollten vielleicht nicht mitten im Nadelöhr stecken bleiben, wenn alle ihr Geld wegen möglicher Strafzinsen abheben wollen. Denn dann wird Ihnen ein freundlicher Bankmitarbeiter erklären, dass nur 2% des Buchgeldes in Ihren Kontoauszügen tatsächlich in Form von Scheinen und Münzen verfügbar ist. Und dann schnell wegrennen, bevor Sie reagieren können.

Der deutsche Privatanleger hat derzeit einen Anlagehorizont von 0-2 Jahren, weil er auf höhere Zinsen wartet. Nur woher sollen die kommen? Wir hatten die Motivation der Zentralbankpolitik erläutert.
Eine Zinsanhebung ist faktisch unmöglich, da sämtliche Staaten Südeuropas sofort pleite wären.
Entweder die Euro-Zone bricht auseinander oder wir erleben die große Enteignung. Mehr Möglichkeiten gibt es nicht. EZB-Chef Draghi hat angekündigt, dass die Zinsen noch sehr lange auf sehr tiefem Niveau bleiben werden. Prof. Jürgen Stark, ehem. Vorstandsmitglied der EZB, führte letzte Woche auf einer Tagung in Frankfurt aus, dass mindestens bis zum Ende der Amtszeit Draghis (2018) mit keiner Zinsanhebung gerechnet werden sollte.

Auch die USA wird die von Fed-Chefin Janet Yellen angekündigte Zinserhöhung nur in homöopathischer Dosis oder vermutlich eher gar nicht vornehmen, da dies sofort die Wirtschaft schwächt und bei den QE-Programmen in Japan und Europa der US-Dollar durch die Decke gehen würde. Bei 17 Billionen Schulden der USA würde eine 1%-ige Zinsanhebung den Zinsaufwand nach Adam Riese um USD 170 Mrd. erhöhen – pro Jahr.

 

Vermögensmanagement in Zeiten finanzieller Repression

Wie ich schon im letzten Interview mit einer Fachzeitschrift dargelegt habe, hat sich unsere Aufgabe dahingehend geändert, dass wir die Menschen aus der politischen Manipulationsfalle herausholen und über die Konsequenzen der finanziellen Repression aufklären müssen. Kein einfaches Unterfangen, denn der traditionelle deutsche Anleger denkt in Nominalwerten. Die Menschen haben sehr wohl verstanden,
dass wir in außergewöhnlichen Zeiten leben. Aber sie haben ihre Dispositionen nicht verändert. 2.100 Milliarden Euro in Bankeinlagen sagen eigentlich alles. Im Grunde hat sich der Privatanleger in seinem Zelt eingebuddelt und wartet darauf, dass der Sandsturm vorübergeht und danach wieder alles ist wie vorher. Aber so wird es leider nicht kommen.

In 2015 werden wir aller Voraussicht nach die schon für dieses Jahr erwartete „Big Rotation“ erleben, d.h. die große Umschichtung von Anleihen in Aktien durch institutionelle Investoren. Versicherungen und Pensionskassen können es sich nicht länger leisten, auslaufende Zinsanlagen zu Strafzinsen bei Banken zu parken oder unverzinste Anleihen zu kaufen. 

Auch bei Privatanlegern wird im kommenden Jahr ein Umdenken stattfinden. Nach zwei großen Einbrüchen an den Aktienmärkten in den letzten 14 Jahren sind viele Private derart verunsichert, dass 
sie dem Markt den Rücken gekehrt haben. Im Umkehrschluss waren sie bei den Kursanstiegen der letzten Jahre nicht dabei.

Der risikolose Zins liegt heute bei Null. Bei vollständiger Risikovermeidung ist das Anlageergebnis nach Steuern und Inflation negativ, also Geldvernichtung pur. Die Bewertungskennziffern in der Geldanlage haben sich durch die Nullzinspolitik vollständig verändert.

Früher erhielt man für eine 10-Jahres Staatsanleihe bspw. 5% Zinsertrag pro Jahr. Das entsprach einem Anleihen-KGV von 20. Heute verzinsen sich die gleichen Papiere mit 0,78% p.a. vor Steuern, also einem KGV von 130 – völlig absurd. Ähnlich bei Immobilien auf dem heimischen Wohnungsmarkt. Wir können unseren Mandanten heute Baufinanzierungs-Zinssätze von 1,60% p.a. mit 10-jähriger Zinsbindung anbieten. Auch hier hat die Nullzinspolitik die Immobilienpreise in die Höhe getrieben. Mietrenditen im privaten Wohnungsmarkt liegen selten über 3%, und wenn man ehrlich rechnet, nach Instandhaltungs-rücklagen und Leerstandszeiten eher bei 1,5% p.a., d.h. das Immobilien-KGV liegt  irgendwo zwischen 50 und 75.

Warum sehen Privatanleger dann einen Aktienmarkt mit einem aktuellen KGV von 14 (Europa) bzw. 16 (USA) als teuer an? Der Aktienmarkt ist momentan nur durchschnittlich bewertet, da dies im Umkehrschluss nicht mehr als der langfristigen Aktienverzinsung von 7,5% p.a. entspricht. Die enorme Geldschwemme der Notenbanken wird auch hier zu anderen Bewertungskennziffern führen. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für sehr groß, dass institutionelle Investoren mangels Alternative auch mit Aktienrenditen von 5 oder 4 Prozent zufrieden sein werden. Das jedoch würde bedeuten, dass ein KGV von 20 oder 25 akzeptiert würde. Übertragen auf den DAX würde das bei unveränderter Ertragssituation der Unternehmen und einem KGV von 25 einem Indexstand von 16.800 entsprechen. 
Unvorstellbar? Ich glaube nicht.

Schaubild 3

Für langfristig orientierte Anleger und für die Sicherung der Altersvorsorge geht an Aktien kein Weg vorbei. Das Schaubild 3 zeigt Ihnen die Verläufe von DAX (blau) und US-Dow Jones (rot) der letzten 25 Jahre, also inklusive der beiden deutlich erkennbaren Markteinbrüche. Selbst in diesem Zeitraum wies der DAX eine durchschnittliche Wertsteigerung von 6,5% p.a. auf. Beim Dow Jones waren es über 7,5% p.a. bei gleichzeitig deutlich ruhigerem Schwankungsverlauf. Es macht Sinn, diese Zahlen auf sich wirken zu lassen. Hier reden wir nur vom Index, aber gute Unternehmen haben ihre Marktkapitalisierung innerhalb von 10 Jahren immer mehr als verdoppelt.

 

Multi Asset-Portfolio hat sich bewährt

In der Vermögensverwaltung haben wir für unsere Kunden ein weiteres Sicherheitsnetz eingezogen und ein Multi-Asset-Portfolio entwickelt, das nach Value-Kriterien in verschiedene Anlageklassen investiert und einem täglichen Risikomanagement unterliegt. Das Risikomanagement wird mittels Optionen und / oder derivaten Produkten vorgenommen, um auch gegen fallende Kurse hinreichend gewappnet zu sein. Unser Anspruch ist es, eine substanzielle Realrendite unabhängig von der Marktentwicklung bei gleichzeitig niedriger Volatilität zu erzielen.

Das Konzept hat sich bisher hervorragend bewährt. Seit Anfang dieses Jahres wurde eine Wertentwicklung von +14%  (year-to-date) erzielt bei einer Volatilität von nur 5,45%, was eher einer Schwankungsbreite von Anleihen entspricht. Im gleichen Zeitraum hat der DAX um 3,2% verloren. Über die gesamte Laufzeit seit Einführung im April 2010 haben wir ein durchschnittliches Ergebnis von 7,5% p.a., also der durchschnittlichen Aktienrendite, aber mit nur einem rd. 60%igen Aktienanteil erreicht.

Die Struktur unseres Portfolios ist aktuell wie folgt: 62% Aktien, 10% Anleihen, 18% marktneutrale zinstragende Strukturen, 10% Kasse. Der Aktienteil besteht nahezu ausschließlich aus sehr ertragsstarken internationalen Value-Titeln mit konstant steigenden, überdurchschnittlichen Dividendenrenditen. Im Fußball würde man von der Champions League sprechen. Die Auswahl erfolgt nach einer umfangreichen Analyse der Bewertungskennziffern wie Gewinnwachstum und -konstanz, Eigenkapitalquote, Cash-Bestand und langfristiger Verschuldung und ist vollständig unabhängig von Indizes oder Benchmarks. Dabei sind US-Werte aus Gründen der niedrigeren Volatilität und der Bevorzugung des US-Dollars gegenüber Euro übergewichtet.

 

Der einzige „free lunch“ an der Börse ist Diversifikation

Dieser kluge Satz gilt heute mehr denn je. Für den zinsliebenden deutschen Anleger ist dringend ein Umdenken anzumahnen. Er sollte sich schnellstmöglich davon verabschieden, Gläubiger von Bankeinlagen und Papiergeldforderungen zu sein und auf die Seite der Investoren wechseln.

Im Rahmen unserer Vermögensstrukturplanung empfehlen wir bekanntlich die Aufteilung in (juristisch täglich) liquidierbares Vermögen einerseits und strategische Anlagen andererseits. Zum liquidierbaren Vermögen gehören alle Positionen, für die es einen laufenden Marktpreis gibt. Neben der echten, notwendigen Liquiditätsreserve also auch alle (geplant langfristig) angelegten Wertpapiere. 

Das strategische Vermögen besteht überwiegend aus Sachwerten unterschiedlicher Anlageklassen wie internationale Immobilienmärkte, Private Equity, Infrastrukturinvestitionen (Wasser und Energie), Landwirtschaftsflächen, Wald und Edelmetallen. Physisches Gold gilt dabei als ultimative Versicherung für einen nicht auszuschließenden Währungscrash.

 

Fazit

Außergewöhnliche Zeiten erfordern neues Denken und Handeln. Geopolitische Konflikte, Kriegsgefahren, die wir noch vor kurzer Zeit für unmöglich gehalten hätten, kulturelle Veränderungen in unserer Gesellschaft, Sozialismus und planwirtschaftliche Elemente in einer bürgerfernen, fremdgesteuerten Politik – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Die vielfältigen Facetten, Ereignisse und Daten aus verschiedensten Regionen der Welt lassen sich kaum auf wenigen Seiten zu einem Gesamtbild zusammenfügen, denn der Stoff reicht für ein Buch. Aber sie bilden täglich die Grundlage für die Gespräche mit unseren Mandanten, die ihre Vermögenssicherung ernst nehmen.

"Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer keine Hose anhat" (frei nach Warren Buffet)

Ich freue mich sehr auf Ihre Anmerkungen und die weiteren Gespräche mit Ihnen und verbleibe
in diesem Sinne
 
mit herzlichem Gruß
Ulrich Heil

19.11.2014